Apotheken erwarten mehr OTC-Umsatz

Jede zweite Apotheke in Österreich rechnet mit einem Ansteigen des OTC-Umsatzes in den nächsten Jahren.  Diese optimistische Einschätzung ergab die Apothekenmarktstudie, die Spectra Marktforschung 2023 durchführte.

170 österreichische Apotheken haben an diesem Forschungsprojekt teilgenommen.

Die Studienergebnisse zeichnen ein spannendes Bild des Apothekenmarktes in Österreich und lassen erkennen, wie sich die Apotheken entwickeln werden.

Für die österreichische Self Care Industrie ergeben sich daraus richtungsweisende Schlussfolgerungen, um auf Trends zeitgerecht reagieren zu können.

OTC-Umsatz in der Apotheke

Laut Auskunft der Apotheken liegt der Anteil des OTC-Umsatzes am Gesamtumsatz in der Apotheke aktuell bei 35%. 51% der Apotheken rechnen damit, dass der OTC-Umsatz in den nächsten Jahren steigen wird. Nur 9% befürchten, dass sie künftig mit OTC-Präparaten weniger Umsatz machen werden.

Apotheken nicht in Krisenstimmung

Mehr als zwei Drittel der Apothekenbetreiber bezeichnen die aktuelle wirtschaftliche Lage ihres Unternehmens als gut oder sehr gut und mehr als drei Viertel sind überzeugt, dass die wirtschaftliche Lage ihrer Apotheke zumindest gleichbleiben wird. Ein Fünftel der Apotheker:innen rechnet sogar mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der eigenen Apotheke.

16% wollen die Zahl der Mitarbeiter:innen im nächsten Jahr erhöhen, 13% den Mitarbeiterstand reduzieren. In 70% der Apotheken soll die Teamgröße gleichbleiben.

Kooperationen nicht weit verbreitet

Nur 15% der österreichischen Apotheken sind aktuell Teil einer Kooperation, weitere 10% planen den Eintritt in eine Apothekenkooperation. Davon will die Mehrheit die Apothekenkooperation nur für den gemeinsamen Einkauf nützen und davon abgesehen weiterhin eigenständig agieren.

Verkauf nur für wenige Apotheken ein Thema

4% der Betreiber:innen planen einen Verkauf ihrer Apotheke, 9% denken darüber nach oder prüfen Verkaufsoptionen. 82% gaben an, keine Verkaufsabsichten zu haben.

Ein Blick in die Zukunft

Was die Entwicklung des Apothekenmarkts betrifft, so sind 84% der österreichischen Apotheken-Betreiber:innen überzeugt, dass die Bedeutung der stationären Apotheken steigen oder zumindest gleichbleiben wird. Zugleich rechnen fast 60% der Befragten damit, dass die Bedeutung von Apotheken-Kooperationen steigen wird.

Sogar drei Viertel der Apotheker:innen sind der Meinung, dass die Bedeutung des Apothekenversandhandels steigen wird – gemeint sind hier Online-Shops, die von stationären Apotheken betrieben werden.

Drei Viertel der Apotheker:innen glauben auch, dass der Marktanteil von Versandapotheken wie shop-apotheke, medistore oder Vamida im OTC-Markt steigen wird.

Was den Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln und Medizinprodukten betrifft, so schätzen 43% der befragten Apotheker:innen die Bedeutung von Drogerien und 62% die Bedeutung von Amazon als steigend ein.

Zwei Drittel der Apotheker:innen halten es für wahrscheinlich, dass neue nationale oder internationale Versandhändler in den Medikamentenversand einsteigen.

Bedeutung der Markenprodukte

Im OTC-Geschäft spielen Marken eine wichtige Rolle. Nach Einschätzung der Apotheker:innen könnte die Bedeutung von Markenprodukten aber sinken: 61% der Befragten sind der Meinung, dass Eigenmarken der stationären Apotheken Markenprodukte zunehmend ersetzen werden. Nur 32% halten es hingegen für wahrscheinlich, dass Eigenmarken der Versandhändler Markenprodukte zunehmend ersetzen werden – 59% halten dies für unwahrscheinlich.

55% der Apotheker:innen glauben, dass die Bedeutung von Markenprodukten gleich bleiben wird. 15% rechnen mit einer Steigerung beim Stellenwert der Markenprodukte, 29% aber mit einem Sinken.

Wie wirkt sich die Inflation aus?

Drei Viertel der Apotheken-Betreiber:innen rechnen damit, dass aufgrund des hohen Kostendrucks Generika an Bedeutung gewinnen werden. Fast ebenso viele wollen wegen der steigenden Kosten verstärkt auf Zusatzverkäufe setzen.

Mehr als jede:r zweite Apotheker:in rechnet damit, dass stationäre Apotheken wegen der Inflation Kund:innen an Versand-Apotheken verlieren wird.

Amazon als Risiko, Digitalisierung als Chance

Durch welche Entwicklungen am OTC-Markt sehen sich die Apotheken bedroht? Woraus könnten sich Vorteile ergeben? Den Onlineriesen Amazon sehen Apotheker:innen offenbar als Konkurrenz: Fast vier Fünftel der Befragten bezeichnen einen künftigen Medikamentenversand durch Amazon als Risiko.

58% halten es für wahrscheinlich, dass Amazons Eintritt als Versandapotheke stationäre Apotheken bedrohen wird.

Hingegen erkennen fast 60% in der steigenden Digitalisierung eine Chance. Die zunehmende Bedeutung von Telepharmazie bzw. Telemedizin wird von 39% bzw. 38% als Chance und von einem Fünftel der Apotheker:innen als Risiko eingeschätzt.

Von Website bis App – wie digital sind die Apotheken?

Etwa jede vierte Apotheke plant aktuell den Einstieg in den Apothekenversandhandel mit einem eigenen Online-Shop, 21% verfügen bereits über ein solches Versandsystem.

Mehr als vier Fünftel der Apotheken haben eine Apotheken-Website, weitere 12% planen eine solche. In drei Viertel der Apotheken gibt es Kundenkarten und/oder Bonusprogramme. Bei mehr als der Hälfte der Apotheken sind Online-Vorbestellungen möglich.

Knapp ein Viertel der Apotheken verschickt einen E-Mail-Newsletter, 13% haben eine Apotheken- oder Gesundheits-App.

Ein Fünftel der Apotheken betreibt eine digitale Sichtwahl, z. B. in Form von Monitoren hinter der Tara.

Digitalisierung in der Apotheke bleibt jedenfalls ein Thema: Vier Fünftel der Apotheken können der Aussage „Investitionen in digitale Angebote und Services sind notwendig, um zukunftsfähig“ voll und ganz oder eher zustimmen.

Zugleich fühlen sich viele Apotheker:innen durch die Digitalisierung überfordert – rund ein Viertel der Befragten bestätigt dies „voll und ganz“ oder „eher“. Viele Apotheker:innen sind, das zeigte die Umfrage, unsicher, welche Service die Kund:innen wirklich erwarten.

Immer mehr Apotheken mit Botendienst

46% der Apotheken haben bereits einen Botendienst eingerichtet, 11% planen einen solchen. Medikationsüberwachung, z. B. durch Blutzuckermessungen, wird in jeder zweiten Apotheke angeboten, weitere 16% planen ein solches Service.

In 13% der Apotheken stehen bereits Selbstbedienungsterminals für Preis-Checks und Produktinformationen, 11% planen eine solche Innovation.

Beliebtheitskurve von NEM im Steigen

Steigen wird nach Ansicht von 69% der Apotheken die Bedeutung der Nahrungsergänzungsmittel. 36% sehen bei den NEMs das größte Wachstumspotenzial im OTC-Geschäft.

64% der Befragten glauben, dass sich Phyto-Arzneimittel und Eigenmarken der stationären Apotheken positiv entwickeln werden. Bei der Apothekenkosmetik sieht nur ein Fünftel einen steigenden Trend, 41% rechnen mit gleichbleibender Nachfrage.

Besonders hohe Wachstumspotenziale erkennen Apotheker:innen bei Produkten für Schlaf und Beruhigung (z. B. Melatonin), bei Stressprodukten, bei NEMs zur Immunstärkung, Probiotika und Phytopharmaka.

Social Media in der Apotheke

59% der Apotheken sind auf Social Media aktiv, davon betreiben 95% eine Facebook-Seite und 67% einen Instagram-Account.

29% sagen, dass sie die Social Media Nutzung in naher Zukunft intensivieren werden, 26% wollen Social Media für die Kundengewinnung nutzen.

Zusammenarbeit mit Großhändlern

Nur 3% der Apotheken beschränken sich bei der Zusammenarbeit mit dem Großhandel auf einen Partner. 41% der Apotheken lassen sich von zwei Großhändlern beliefern, 44% von drei.

88% der Apotheken sind mit dem Service der Großhändler zufrieden, 49% beurteilen die Marketingunterstützung durch den Großhandel als positiv.

Besonders wichtig sind den Apotheken bei der Zusammenarbeit mit dem Großhandel die folgenden Aspekte: hohe Lieferfähigkeit, attraktive Einkaufskonditionen/Rabatte, kulante Retouren-Regelungen, attraktiver Stücknutzen und digitale Bestellmöglichkeiten.

Freiverkäufliche Apothekenware beziehen 38% der Apotheken beim Großhandel, 79% direkt bei den Herstellern und 25% per Überweisergeschäft: Bestellt wird beim Produzenten, die Lieferung erfolgt über den Großhandel.

Erwartungen an die OTC-Industrie

Am wichtigsten ist für Apotheken bei der Zusammenarbeit mit OTC-Firmen die hohe Produktqualität, unmittelbar gefolgt von finanziellen Rahmenbedingungen, z. B. in Bezug auf Rabatte.

Auch die stabile Lieferfähigkeit ist von hoher Relevanz. Die Apotheken schätzen weiters kulante Retouren-Regelungen, eine attraktive Marge und attraktive Endverbraucherpreise als vorteilhaft ein. Hoch bewertet werden auch eine hohe Umschlagshäufigkeit der Produkte, die gute Betreuung durch einen Apotheken-Außendienst und Bevorratungsaktionen.