„Grüne“ Werbung: Was darf noch gesagt werden?

„Frei von Konservierungsstoffen“, „recycelbar“, „klimaneutral“: Die EU nimmt Umweltversprechen unter die Lupe. Was bedeutet das für die Consumer Health Care Industrie?

Ab Herbst 2026 gelten strengere Regeln für die Verwendung von Umweltsiegeln und die Werbung mit Umweltaussagen. Diese Neuerungen ergeben sich aus Änderungen der Unlautere Geschäftspraktiken-Richtlinie und der Verbraucherrechte-Richtlinie. Die Umsetzung in den EU Mitgliedsstaaten muss bis 27. März 2026 erfolgen, ab 27. September 2026 werden die Regeln angewendet.

Wie ist die Situation derzeit?

In der EU gibt es aktuell 230 freiwillige Umweltzeichen. Davon erfordern aber nur 35% spezifische Daten zum Nachweis, dass die Kennzeichnungsvorschriften eingehalten werden. Bei dieser Unverbindlichkeit wird Greenwashing zum Problem.

Irreführende Aussagen sind in der Werbung schon jetzt verboten. Dieses Verbot wird erweitert und um konkrete Umweltaspekte ergänzt.

Was sagen die Konsument:innen?

Nachhaltigkeit ist laut aktuellen Studien ein wichtiges Kaufkriterium. Laut McKinsey Studie 2021 kaufen drei Viertel der Konsument:innen sowohl beim wöchentlichen Einkauf als auch beim Impuls-Shopping bewusst nachhaltige Produkte.

Die Simon-Kucher Retail Studie 2023 ergab, dass Nachhaltigkeit den Umsatz steigern kann. 43% der Konsument:innen sind über unterschiedliche Branchen hinweg bereit, mehr für nachhaltige Produkte auszugeben. In derselben Studie wurde erhoben, dass 19% der Befragten weniger einkaufen, wenn im Geschäft keine nachhaltigen Produkte vorhanden sind, 8% verlassen in so einem Fall sogar den Shop.

Eine Umfrage des BAH aus dem Jahr 2022 ergab, dass sich drei Viertel der Befragten nachhaltig produzierte Produkte wünschen. Für 60% der Studienteilnehmenden hat Nachhaltigkeit auch bei OTC Produkten einen hohen Stellenwert. 43% der Befragten sind bereit, für nachhaltige Produkte einen Preisaufschlag zu bezahlen, der bei rund 10% liegt.

Für 87% der Konsument:innen spielt die Recyclingfähigkeit von Produktverpackungen eine wichtige Rolle, fast ebenso viele legen auch bei Arzneimittelverpackungen auf die Wiederverwertbarkeit Wert. Ähnliche Ergebnisse waren bei einer zweiten Durchführung der BAH-Studie 2023 zu verzeichnen.

Was wird künftig verboten sein?

Die Verwendung von Nachhaltigkeitssiegeln, die nicht auf einem Zertifizierungssystem beruhen oder von einer staatlichen Stelle festgelegt wurden, wird in rund zwei Jahren nicht mehr erlaubt sein.

Weiters dürfen keine Umweltaussagen mehr verwendet werden, die nicht mit klaren, nachweisbaren Daten untermauert sind.

Ebenso wird es nicht mehr gestattet sein, mit der Kompensation von Treibhausgasemissionen zu werben, und damit, dass sich daraus neutrale, verringerte oder gar positive Auswirkungen auf die Umwelt ergeben.

Verboten wird auch die Werbung mit Selbstverständlichkeiten wie „glutenfreies Wasser“ oder „kunststofffreies Papier“.

Die einzelnen Verbote sind in einer neu eingeführten „Schwarzen Liste“ nachzulesen.

Potenziale für Consumer Health Care Produkte

Fest steht, an dem Thema Nachhaltigkeit und Seriosität der Werbeaussagen kommt kaum eine Branche mehr vorbei. Zugleich spielt Nachhaltigkeit als Verkaufsargument eine immer größere Rolle. Das ist ein Potenzial, das die Consumer Health Care Industrie durchaus für sich nützen kann. So werden die auf den ersten Blick neuen strengen Regeln zur Chance.