Wahl 2024: Gesundheit zwischen Traum und Wirklichkeit

Am 29. September 2024 wird der Nationalrat neu gewählt. Große Worte werden in diesen Tagen auch zum Thema Gesundheit gesprochen. Doch was wird unterm Strich davon übrig bleiben? Und werden die Weichen richtig gestellt? Schauen wir uns mal die Wahlversprechen näher an…

Die politischen Parteien überbieten sich derzeit mit Versprechungen: Sie wollen die Gesundheitsversorgung optimieren, Termine für die medizinische Behandlung staatlich garantieren und Angebote digitalisieren. Doch was bedeutet das für die Gesundheit – und ich spreche in diesem Beitrag wirklich über Gesundheit und nicht über Krankheit – der Bevölkerung? Wo stehen wir wirklich, und welche zusätzlichen Schritte sind notwendig, um das Gesundheitssystem zukunftsfit zu machen und gleichzeitig die Eigenverantwortung der Bürger:innen zu stärken?

Der Status quo: Wahlprogramme setzen auf Strukturen

Die Wahlprogramme der meisten Parteien legen den Schwerpunkt auf teure und umfangreiche Strukturen: mehr Ärzt:innen, modernere Ausstattung der Krankenhäuser und eine stärkere digitale Vernetzung. Aber die entscheidende Frage bleibt oft unbeantwortet: Wie können wir den Menschen helfen, ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegt den enormen Nutzen von Self Care, die nicht nur das Gesundheitssystem entlastet, sondern auch den Zugang zu medizinischen Leistungen erleichtert.

Schauen wir mal genauer hin: Von 1.000 Gesundheitsproblemen könnten 900 zu Hause gelöst werden – ohne Arztbesuch oder Krankenhausaufenthalt. Dessen ungeachtet liegt der Fokus des öffentlichen Gesundheitssystems auf jenen 10%, die einer Unterstützung durch medizinisches Fachpersonal bedürfen. Wer kümmert sich um jene 900 Fälle, in denen sich die Menschen selbst helfen könnten? Die Antwort bleibt oft vage, denn das System ist nach wie vor auf teure, kurative Maßnahmen ausgelegt und vernachlässigt die Förderung von Eigenverantwortung und Self Care.

Prävention: Theorie und Praxis klaffen auseinander

Prävention ist in aller Munde, doch in der Praxis bleibt sie oft hinter den Erwartungen zurück. Gesundheit sollte nicht erst dann thematisiert werden, wenn es zu spät ist. Gesunde Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit sollten bereits ab dem Kindergartenalter im Alltag der Menschen verankert sein. Doch die Realität zeigt, dass Vorbeugung vernachlässigt wird und in vielen Fällen erst dann in den Fokus rückt, wenn bereits gesundheitliche Schäden eingetreten sind.

Hier muss ein Umdenken stattfinden: Präventive Maßnahmen sind der Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben. Warum also nicht mehr in Programme investieren, die Menschen befähigen, gesund zu bleiben, anstatt erst zu handeln, wenn die Krankheit bereits da ist?

Digitale Gesundheitsangebote: Sicher, aber zugänglich?

Die Digitalisierung des Gesundheitssystems wird von politischen Parteien als Heilsbringer dargestellt. Doch was nützen sichere digitale Gesundheitsinformationen, wenn sie für die Bevölkerung nicht vertrauenswürdig verfügbar ist?

Vertrauenswürdige Informationen: Ein wichtiger Baustein

Das Internet ist eine unerschöpfliche Quelle für Gesundheitsinformationen – doch nicht alle Quellen sind vertrauenswürdig. Hier ist der Staat gefordert, für bessere Orientierung zu sorgen. Menschen müssen dabei unterstützt werden, fundierte und verlässliche Informationen von fragwürdigen Ratschlägen zu unterscheiden. Ein Gesundheitssystem, das auf Prävention setzt, sollte auch die digitale Kompetenz der Bevölkerung fördern.

Bewegung und Sport: Mehr als nur Freizeitbeschäftigung

Die Förderung von Sport und Bewegung als Teil eines gesunden Lebensstils wird in vielen Wahlprogrammen hervorgehoben. Doch oft bleibt unklar, wie genau dies umgesetzt werden soll. Bewegung sollte nicht nur als Freizeitaktivität betrachtet werden, sondern als integraler Bestandteil der Gesundheitsvorsorge und der Self Care. Es ist an der Zeit, dass Gesundheitsdienstleister ihre Rolle neu definieren und verstärkt in die Förderung von Self Care investieren.

Die Zukunft der Gesundheit: Self Care als gesellschaftlicher Auftrag

Die Nachfrage nach Self Care ist in Österreich vorhanden, doch muss die Bereitschaft, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, bewusst gefördert und weiterentwickelt werden. Es ist Aufgabe der Politik und der Gesellschaft, Self Care als wesentliche Grundlage für ein gesundes Leben anzuerkennen und zu stärken. Digitale Tools, verlässliche Informationen und eine hohe Gesundheitskompetenz sind zentrale Bausteine für diese Vision.

Fazit: Von leeren Versprechungen zu konkreten Maßnahmen

Die Wähler:innen erwarten mehr als nur vollmundige Wahlversprechen. Sie erwarten eine Zukunft, in der sie selbstbewusst und gut informiert ihre Gesundheit in die Hand nehmen können. Es ist an der Zeit, die politischen Versprechungen zur Förderung von Self Care in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass das Gesundheitssystem nicht nur auf die Behandlung von Krankheiten fokussiert ist, sondern auch auf die Förderung von Gesundheit und Eigenverantwortung.

Mit einer klaren Vision und mutigen Schritten könnte Österreich zu einem Vorreiter in der Stärkung der Gesundheitskompetenz und der Eigenverantwortung seiner Bürger:innen werden. Die Nationalratswahl 2024 bietet die Chance, den Wandel im Gesundheitssystem aktiv zu gestalten – im Interesse aller.