Kinder in ihren digitalen Gesundheitskompetenzen stärken – eine Herzensangelegenheit für die Zukunft

In unserer immer stärker digitalisierten Welt wachsen Kinder wie selbstverständlich mit Smartphones, Tablets und dem Internet auf. Diese „digitale Natives“ haben oft schon früh Zugang zu Informationen über Gesundheit, Ernährung oder psychisches Wohlbefinden. Doch wie gut können Kinder diese Informationen tatsächlich verstehen und für sich nutzen? Genau hier setzt die digitale Gesundheitskompetenz an – ein Thema, das uns alle betrifft und das wir aktiv gestalten müssen.

Was bedeutet digitale Gesundheitskompetenz wirklich?

Stellen Sie sich vor, Ihr Kind sucht nach Informationen über gesunde Ernährung im Internet. Es stößt auf unzählige Blogs, Videos und Influencer-Tipps – doch wie kann es erkennen, welche Informationen zuverlässig sind? Hier kommt die digitale Gesundheitskompetenz ins Spiel: die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen aus dem Internet nicht nur zu finden, sondern auch zu verstehen, zu hinterfragen und sinnvoll zu nutzen.

Leider sind viele Kinder der digitalen Informationsflut oft hilflos ausgeliefert. Das Buch „Global Perspectives on Children’s Health Literacy“ zeigt eindrucksvoll, dass Kinder aus Ländern wie Kanada und England zwar über technische Fähigkeiten verfügen, um sich Informationen zu verschaffen, aber häufig Schwierigkeiten haben, die Qualität dieser Informationen zu bewerten. In einer Studie aus Kanada wurde zum Beispiel festgestellt, dass Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren häufig soziale Medien nutzen, aber die dort gefundenen Gesundheitsinformationen oft missverstehen. Die Konsequenzen? Fehlentscheidungen bei Ernährung, Bewegung oder sogar bei der Einschätzung der eigenen psychischen Gesundheit.

Technologie – Herausforderung und Chance zugleich

Technologie bietet uns unzählige Möglichkeiten, Kinder auf spielerische und interaktive Weise für Gesundheitsthemen zu begeistern. Aber wie im Buch beschrieben, ist der Weg zum kompetenten Umgang mit der Gesundheit voller Herausforderungen. Besonders eindrucksvoll fand ich ein Beispiel aus Schottland: Dort werden digitale Tools in Schulen eingesetzt, um den Kindern auf kreative Weise Wissen über Gesundheit zu vermitteln. Durch interaktive Apps und Lernplattformen lernen die Kinder nicht nur theoretisch, was gesund ist, sondern sie erfahren es in ihrem Alltag – beim Spielen, in der Schule, beim Sport.

Die Frage ist: Wie können wir diesen Ansatz auch in Österreich nutzen? Denn eines ist klar: Kinder müssen schon früh lernen, wie sie die Fülle an Informationen im Netz richtig einordnen. Dies gelingt am besten durch eine Verbindung von Bildung und Gesundheit – genau das wird auch im Buch betont. Gesundheitsförderung darf kein isoliertes Thema bleiben, sondern muss fest in den Alltag von Schulen und Familien integriert werden.

Was können wir tun, um die digitale Gesundheitskompetenz zu fördern?

  1. Gesundheitsbildung in Schulen fest verankern: In vielen Ländern, wie etwa in Deutschland und Norwegen, gibt es bereits Programme, die Gesundheitsthemen fest in den Schulalltag integrieren. Auch in Österreich sollten wir uns daran ein Beispiel nehmen. Schulen sollten Kindern nicht nur Mathematik oder Deutsch, sondern auch den kritischen Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen beibringen. Workshops, die den Kindern zeigen, wie sie sichere und zuverlässige Quellen erkennen, könnten dabei hilfreich sein.
  2. Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern und Gesundheitswesen: Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Es reicht nicht, wenn nur die Schulen sich der Sache annehmen. Eltern müssen ihre Kinder aktiv begleiten und sie auf den Umgang mit digitalen Medien vorbereiten. Dazu gehört auch, selbst Vorbild zu sein. Im Buch wird beispielsweise beschrieben, wie Eltern in Taiwan und Australien aktiv in Programme einbezogen werden, die zur Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz ihrer Kinder durchgeführt werden. Ein Modell, das auch für Österreich richtungsweisend sein könnte.
  3. Kindern Raum geben, selbst aktiv zu werden: Das Buch macht klar, dass Kinder nicht nur passive Konsumenten von Gesundheitsinformationen sein sollten. Sie sollen selbst aktiv werden, indem sie eigene Gesundheitsbotschaften entwickeln und sich dazu austauschen. In einem irischen Projekt wurde zum Beispiel Kindern die Möglichkeit gegeben, ihre eigenen gesundheitsbezogenen Inhalte zu gestalten und zu verbreiten – und das in einer Sprache, die für sie Sinn macht. Genau das sollten wir auch hier in Österreich fördern.

Fazit – Eine Aufgabe für uns alle – und die Politik

Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten – und das ist gut so! Doch es liegt an uns, wie wir diese neuen Möglichkeiten für unsere Kinder nutzen. Wir müssen ihnen die Werkzeuge in die Hand geben, um sicher und selbstbewusst durch die Informationsflut zu navigieren. Das bedeutet, dass wir Bildung, Gesundheit und Technologie zusammenbringen müssen, um unseren Kindern eine gesunde Zukunft zu ermöglichen.

Mir ist es ein besonderes Anliegen, dass dieses Thema auch von der Politik aktiv aufgegriffen wird. Nach der Nationalratswahl Ende September 2024 muss die Förderung der (digitalen) Gesundheitskompetenz ein zentraler Punkt auf der politischen Agenda werden.