Tal- und Bergfahrt im Self Care Markt

Hamsterkäufe, Markteinbrüche, Boom in ganz speziellen OTC-Kategorien: Die Pandemie wirbelte den rezeptfreien Markt durcheinander. Eine Analyse zeigt das Auf und Ab.

Das Pandemiegeschehen bescherte dem heimischen Consumer-Health-Markt 2020 und 2021 ungewohnte Höhen und Tiefen. Manche Produktkategorien verzeichneten Verluste, andere profitierten.

Fest steht, dass die COVID-19-Pandemie den rezeptfreien Markt 2021 nicht mehr so stark belastet hat wie im Jahr 2020. Absatz- und Umsatzeinbußen erreichten ihren Tiefpunkt im ersten Quartal 2021. Erst in den Sommermonaten vergangenen Jahres setzte eine Markterholung ein.

Betrachtet man den Markt auf Monatsebene, so wird ab dem Frühjahr 2020 ein Zusammenhang zwischen Pandemieverlauf und Marktentwicklung erkennbar. Beispielsweise sieht man Hamsterkäufe in vielen Kategorien vor dem ersten Corona-Lockdown im März 2020, gefolgt von einem massiven Markteinbruch.

Auch alle weiteren Lockdowns haben den Markt insgesamt negativ beeinflusst, wenngleich nicht mehr so stark wie der erste.

Beruhigungs- und Schlafmittel boomen

Die ausgebliebene Erkältungssaison 2020/21 hatte zweistellig negative Wachstumsraten in den entsprechenden Segmenten zur Folge.

Wirtschaftlich gefordert wurden vor allem Pharmaunternehmen mit spezifischem Produktsortiment für Erkältungskrankheiten, Sonnen- und Insektenschutz.

Auf der anderen Seite konnten Kategorien wie Immunstimulanzien und Vitamine durch die Krise stark profitieren.

Corona raubte vielen Österreicher*innen den Schlaf und sorgte für einen regelrechten Boom beim Kauf von entsprechenden schlafregulierenden Präparaten in heimischen Apotheken.

Beruhigungs- und Schlafmittel konnten demnach als einziges Segment zwei Jahre in Folge ein zweistelliges Wertwachstum verbuchen und kürten sich somit zum klaren OTC-Wachstumssieger.

Desinfektionsmittelklassen erlebten zu Beginn der Corona-Krise einen Aufschwung und im weiteren Pandemieverlauf entstanden neue Kategorien wie jene der COVID-19-Masken und -Schnelltests.

Große Bedeutung von Selbstmedikation

Trotz der turbulenten Marktentwicklung zeigen die Daten die große Bedeutung des rezeptfreien Segments auf, das in Österreich im Gesamtjahr 2021 mit 97,1 Millionen verkauften Packungen 1,25 Milliarden Euro Umsatz AVP erzielte und somit nach Wert über Vorkrisenniveau liegt.

40 % aller in Apotheken abgegebenen Präparate waren nicht verschreibungspflichtig.

Rezeptfreie Arzneimittel sind die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung und fester Bestandteil der österreichischen Gesundheitsversorgung. Wachsendes Gesundheitsbewusstsein und steigende Gesundheitskompetenz treiben das Wachstum des Consumer-Health-Markts weiter voran.

Die Pandemie hat dazu beigetragen, Gesundheitsvorsorge noch stärker in den Fokus zu rücken und die Nachfrage nach hochwertiger Nahrungsergänzung aus der Apotheke weiter zu erhöhen.

Self Care aus dem Internet

Das Pandemiegeschehen hat außerdem das Einkaufsverhalten der Kund*innen nachhaltig geprägt, den Online-Versandhandel belebt und die Digitalisierung beschleunigt.

Über die Pandemie hinaus suchen Konsument*innen zugängliche, praktische und leicht anwendbare Lösungen zur Selbstmedikation für zuhause.

Der Versandhandelsanteil im rezeptfreien Gesundheitsbereich lag 2019 noch bei 11 % und stieg laut einer Studie der IGEPHA, die IQVIA als Auftragsdatenverarbeiter durchführen durfte, bereits im Jahr 2020 auf über 15% an.

Wir sind schon neugierig auf die Ergebnisse der diesjährigen OTC-Gesamtmarktstudie und blicken gespannt in die Zukunft.

 

Quellen: IQVIA PharmaTrend 2020/21, hochgerechnete Verkaufsdaten der öffentlichen österreichischen Apotheken (Panelabdeckung von 38 %), Consumer-Health-Markt (OTC, HOM, PAC, PEC), Absatz in Einheiten absolut, Umsatz in Euro AVP absolut, Wachstum vs. Vorjahr; IGEPHA Studie 2021