Self Care als globale Gesundheitsstrategie: Was Österreich jetzt lernen kann

Nicht übertragbare Krankheiten (NCDs) wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs verursachen weltweit rund 74 % aller Todesfälle – und in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sogar 86 % der vorzeitigen Todesfälle. Diese alarmierenden Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit, neue Wege in der Gesundheitsversorgung zu beschreiten. Ein vielversprechender Ansatz ist die Förderung von Self Care.

Eigenverantwortung stärken, Prävention forcieren

Der Begriff Self-Care beschreibt das eigenverantwortliche Handeln jedes Einzelnen, um die persönliche Gesundheit aktiv zu bewahren und zu fördern. Dies umfasst weit mehr als die gelegentliche Einnahme frei verkäuflicher Medikamente: Vielmehr sollen Menschen befähigt und ermutigt werden, gesundheitsbewusste Entscheidungen in ihrem Alltag zu treffen. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, aber auch Früherkennung, psychische Gesundheit sowie informierte Entscheidungen im Bereich Impfung und Medikamenteneinnahme.

Innovatives Gesundheitssystem der Zukunft: Engere Einbindung verschiedener Gesundheitsberufe

Self Care bedeutet jedoch keinesfalls, den Menschen lediglich Broschüren in die Hand zu drücken und sie anschließend mit Gesundheitsanleitung allein zu lassen. Vielmehr geht es darum, Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitssystems – neben Ärztinnen und Ärzten auch Apothekerinnen und Apotheker, Zahnärzte, Pfleger, Community Health Workers sowie andere Gesundheitsberufe – aktiv einzubeziehen und als Multiplikatoren von Gesundheitswissen zu stärken.

Hierbei bieten insbesondere Apotheken enormes Potenzial: Apothekerinnen und Apotheker erreichen häufig Menschen, die wenig direkten Kontakt zu klassischen Gesundheitseinrichtungen haben. Als beratende und vertrauensvolle Erstansprechpartnerinnen und Erstansprechpartner können sie umfassende Beratungen bieten, etwa zu Risiken wie Nikotinkonsum, Impfungen oder ein gesünderes Ernährungsverhalten.

Best Practice: Internationale Erfolgsbeispiele verdeutlichen die Wirkung von Self Care

Direkte Einblicke in internationale Good-Practice-Beispiele verdeutlichen das Potenzial von informierter Self Care besonders eindrucksvoll:

  • Thailand kämpft gegen dramatisch steigende Diabetes- und Herzerkrankungszahlen mit gezielten Informationskampagnen, Bewegungsinitiativen und Ernährungsaufklärung in sozialen Netzwerken und in Gemeinden – erste Erfolge sind klar erkennbar.
  • Irland nutzt die hohe Vertrauensstellung der Zahnärzte als Dreh- und Angelpunkt für Prävention: Innovative Lösungen wie Impfberatung durch Zahnärzte sowie systematische Hilfe bei der Raucherentwöhnung und Ernährung führten zu deutlich verbesserten Gesundheitsdaten und einer stärkeren Sensibilisierung der Bevölkerung.
  • Afrikanische Länder setzen – infolge begrenzter Spezialisten – verstärkt auf gut integrierte Community Health Workers. Durch gezielte Gesundheitsbildung können diese freiwilligen Helferinnen und Helfer kritische Krankheiten frühzeitig erkennen, den Menschen in ihrer eigenen Lebenswelt Orientierung geben und Lebensgewohnheiten nachhaltig verändern. Ein wegweisendes Erfolgsprojekt ist dabei die „Friendship Bench“ in Zimbabwe, das durch ehrenamtliche mentale Gesundheitsberatung depressive Erkrankungen erfolgreich reduziert.

Diese Beispiele zeigen deutlich: Self Care revolutioniert den Zugang zu Gesundheit.

Gesundheitswesen neu denken: Politische Rahmenbedingungen für Self Care schaffen

Die zentrale Herausforderung liegt aktuell noch darin, dass Self-Care-Initiativen bisher zu fragmentiert und zu wenig systematisch verfolgt werden.

Die IGEPHA setzt sich nachdrücklich dafür ein, Unternehmen, Apotheken und politische Entscheidungsinstanzen für die enormen Potenziale von Self Care zu sensibilisieren und diese gemeinsam zu fördern.

Denn Self Care in der Gesellschaft – Hand in Hand mit einer stärkeren Einbindung von Kompetenzträgern verschiedener Gesundheitsberufe – steigert Lebensqualität, reduziert Belastungen der Gesundheitssysteme, spart Kosten und rettet Leben. Kurz gesagt: Self Care wirkt – wenn wir ihr die nötige Aufmerksamkeit schenken!

Zur nationalen Self Care-Strategie für Österreich geht es hier.