OTC & Apotheke 2026: In Zukunft Goldstandard?

Beim IGEPHA Themenfrühstück am 4. April 2025 standen unter dem Titel „In Zukunft Goldstandard? OTC & Apotheke 2026“ die Perspektiven und Herausforderungen des OTC-Geschäfts im Zentrum. Gemeinsam mit ELPATO wurden spannende Einblicke in die wirtschaftliche Lage, die Zukunftserwartungen und das Selbstverständnis der Apotheken in Österreich und Deutschland präsentiert. Die Ergebnisse der Umfrage unter über 600 Apothekenmitarbeiter:innen zeigen deutlich: Das OTC-Geschäft ist nicht nur stabiler Anker, sondern zunehmend auch Hoffnungsträger für die Apotheke der Zukunft.

Wirtschaftliche Lage: Der Optimismus überwiegt

79,1 % der österreichischen Apotheken bewerten ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut oder eher gut – in Deutschland sind es 65,8 %. Auch beim Blick in die Zukunft zeigt sich Zuversicht: Die Mehrheit geht davon aus, dass sich die eigene Lage verbessern oder zumindest stabil bleiben wird. Gleichzeitig bleibt der wirtschaftliche Druck präsent – etwa durch Versandapotheken, steigende Kosten und Personalmangel, die als größte Gefahren identifiziert wurden.

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OTC-Geschäft als Überlebensanker

Das OTC-Geschäft – also der Verkauf nicht rezeptpflichtiger Produkte – spielt eine zentrale Rolle:

  • 45 % des Gesamtumsatzes der österreichischen Apotheken entfallen derzeit auf OTC-Produkte (in Deutschland: 35 %).
  • 48,2 % der Befragten gehen davon aus, dass dieser Anteil in Zukunft steigen wird.
  • Besonders bemerkenswert: 43,6 % sind überzeugt, dass das OTC-Geschäft das Überleben ihrer Apotheke sichert.

Das zeigt: OTC ist längst nicht nur ein Zusatzgeschäft, sondern wird von vielen Apotheken als wirtschaftliche Lebensader gesehen – mit weiterem Potenzial.

Von der Beratung zur Differenzierung

Was macht erfolgreiche Apotheken im OTC-Geschäft aus? Laut Umfrage sind es vor allem:

  • Intensive Beratung (70,9 %)
  • Starke Eigenmarken (54 %)
  • Gezielte Medikationsanalysen (38,7 %)

Auch digitale Kanäle wie Online-Shops (32,2 %) und Social Media (32,8 %) werden verstärkt als Zukunftsthemen wahrgenommen – ebenso wie Impfangebote und Hauszustellungen.

Das Beratungsangebot bleibt dabei der wichtigste Differenzierungsfaktor gegenüber Versand- und Drogeriemärkten.

Großpackung oder Akutversorgung?

Eine interessante Entwicklung zeigt sich beim Verhältnis zwischen Großpackungen und Akutversorgung:

  • In Österreich liegt der Fokus in 58,6 % der Fälle auf einem ausgewogenen Verhä
  • In Deutschland hingegen dominiert die Akutversorgung deutlich stärker.

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Diese Verschiebung könnte ein Hinweis darauf sein, dass österreichische Apotheken gezielter auf wirtschaftlich interessante Packungsgrößen setzen – eine Strategie, die vor dem Hintergrund sinkender Margen zunehmend relevanter wird.

Versandhandel als wachsender Wettbewerbsfaktor

Rund 80 % der Befragten in Österreich erwarten, dass sich der Absatz von OTC-Großpackungen in den kommenden zwei Jahren stärker in den Versandhandel verschieben wird. Hier ist also ein klarer Trend erkennbar – und gleichzeitig ein Aufruf, die eigene Sichtbarkeit und Attraktivität vor Ort zu stärken, z. B. durch Produktempfehlungen, Schulungen und Kundenbindung.

Was zählt für die Empfehlung?

Die wichtigsten Aspekte für die Empfehlungsbereitschaft in der Apotheke sind:

  • Preis-Leistungs-Verhältnis für Kund:innen (51,5 %)
  • Gute Einkaufskonditionen für die Apotheke (38,3 %)
  • Produktproben (36,8 %)
  • Schulungen und Fortbildungen (36,2 %)

Auch bei den eigenen Absatzmaßnahmen setzen viele Apotheken auf Rabattaktionen, Aktionstage und Social Media – während von der Industrie vor allem Give-Aways, Endkundenwerbung und Produktmuster gewünscht werden.

Fortbildung: OTC bleibt lernintensiv

Gefragt sind praxisnahe Schulungen – besonders beliebt:

  • Live-Webinare,
  • Inhouse-Schulungen und
  • Online-Kurse.

Inhaltlich dominieren klassische Produktschulungen, aber auch Themen wie Anwendung & Einnahmedauer, Produktneueinführungen und Wissensauffrischung.

Zufriedenheit in der Apotheke: Österreich als Vorbild

81,3 % der österreichischen Befragten geben an, mit ihrem Beruf (eher) zufrieden zu sein – deutlich mehr als in Deutschland (64,2 %). Auch die Weiterempfehlung des Berufs fällt mit 67,2 % deutlich positiver aus als bei den deutschen Kolleg:innen.

Fazit: OTC als tragende Säule für 2026

Die Daten und Diskussionen beim IGEPHA Themenfrühstück zeigen:

  • Das OTC-Geschäft ist nicht nur wirtschaftlich bedeutend, sondern identitätsstiftend für viele Apotheken.
  • Beratung, Weiterbildung und innovative Services sind die Stellschrauben für nachhaltigen Erfolg.
  • Gleichzeitig braucht es politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die den Standort Apotheke stärken – und nicht schwächen.

Ob der OTC-Bereich 2026 tatsächlich „Goldstandard“ wird, hängt also nicht nur vom Markt, sondern auch vom Mut zur Weiterentwicklung ab. Die IGEPHA bleibt jedenfalls dran – gemeinsam mit seinen Mitgliedern und Partner:innen.

Die vollständige Präsentation mit allen Ergebnissen kann bei ELPATO angefragt werden.

ELPATO Medien GmbH
Sebastian Brendel
Chief Sales Officer
sebastian.brendel@elpato.de