In 60 Jahren hat die AESGP viel erreicht. Beim Jubiläums-Meeting in Brüssel ging es um die Herausforderungen von heute: Nachhaltigkeit, Klimawandel, AI und die Stärkung der Self Care durch ein Bündel von Maßnahmen.
300 Expert:innen aus der Self Care Branche, politische Entscheidungsträger:innen und Vertreter:innen europäischer und nationaler Institutionen nahmen von 4. Bis 6. Juni 2024 an der Jahrestagung der AESGP teil. Die Association Européenne des Spécialités Pharmaceutiques Grand Public (AESGP) gibt 2.000 europäischen Self Care Unternehmen eine gemeinsame Stimme und vertritt die Anliegen nationaler Interessenvertretungen – so auch der IGEPHA – auf europäischer Ebene.
Wie war das 1964, als die AESGP gegründet wurde?
Sich vor 60 Jahren für Self Care einzusetzen, war mutig. Das Verständnis für Self Care musste erst entwickelt werden, erst langsam verstand die Öffentlichkeit, dass Self Care mehr ist als die Verwendung von Hausmitteln: Nämlich ein Konzept, das Menschen zu aktiven Playern in Sachen Gesundheit macht.
Am Weg in ein gesünderes Europa
Mit einem starken Appell für Self Care eröffnete AESGP Präsident Jonathan Workman die Jahrestagung. Er verwies auf den hohen wirtschaftlichen und sozialen Wert von rezeptfreien Arzneimitteln, Medizinprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln, und forderte eine engagierte Verankerung der Self Care in den Gesundheitssystemen. Umso besser Menschen in der Lage sind, sich selbst um ihr Wohlbefinden zu kümmern, umso länger bleiben sie gesund und tragen zur Entlastung der öffentlichen Gesundheitsanbieter bei.
Verpackungsverordnung: Ausnahme hilfreich?
Heiß diskutiert wurde über die geplante Ausnahme der neuen EU-Verpackungs-Verordnung für Arzneimittel und Medizinprodukte. Während Gerald Rebitzer, Direktor für Nachhaltigkeit beim Verpackungslieferanten Amcor Flexibles, die Ausnahme als „nicht wirklich hilfreich“ rügte, um Fortschritte in der Kreislaufwirtschaft zu erreichen, verwies Kristina Andersson, Senior Managerin für Nachhaltigkeit bei Perrigo darauf, dass PVC-Alternativen für Blisterverpackungen wie Polypropylen (PP), Polyethylen (PE) oder Terephthalat einige Probleme aufwerfen, wenn die bestehenden strengen Ansprüche hinsichtlich Sicherheit und Stabilität von Arzneimitteln erfüllt werden sollen.
Sowohl PP als auch PE gewährleisten nur eine mittelstarke Feuchtigkeitsbarriere und seien, so Andersson, auf bestehenden Produktionslinien schwieriger zu verwenden als Blister aus PVC. PET sei zwar leichter zu bearbeiten, habe aber eine noch geringere Feuchtigkeitsbarriere als PP und PE.
Self Care Industrie bekennt sich zur Nachhaltigkeit
Kristina Andersson zeigte jedoch auch auf, dass die Self Care Industrie aktiv für den Klimaschutz arbeitet. Die Charta für nachhaltige Self Care der Global Self Care Federation (GSCF) aus dem Jahr 2021 verpflichtet die Self Care Industrie, sich mit Maßnahmen in drei klimarelevanten Bereichen zu befassen:
- Kunststoffe und Verpackungen
- Arzneimittel in der Umwelt
- CO2-Fußabdruck
Die GSCF arbeitet auch längst an einer Roadmap, um die Self Care Industrie beim Übergang zu recycelbaren Blistern zu unterstützen.
Neue Perspektiven durch Klimafreundlichkeit
Die neuen Verpflichtungen der EU zur Nachhaltigkeit sind – wie bei der AESGP Konferenz bestätigt wurde – eine Herausforderung, die aber durchaus vorteilhaft genützt werden kann. Eine Analyse der Boston Consulting Group zeigt, dass Dekarbonisierungs-Maßnahmen kostensparend wirken können, zum Beispiel, indem OTC-Unternehmen gemeinsam Ökostrom-Kaufverträge abschließen.
Volker Spitzer von IQVIA Consumer Health sieht sogar „neue Räume für Produktinnovationen“ durch die Anpassung an den Klimawandel, etwa durch eine längere Pollensaison und die Zunahme von Allergien. Somit schaffe der Klimawandel eine Nachfrage nach neuen Allergielösungen.
Trotz aller deprimierenden Prognosen sei es wichtig, die Möglichkeiten zur Verbesserung der Umwelt voll auszuschöpfen, meinte Spitzer.
Artificial Intelligence unterstützt Self Care
Neue technologische Lösungen sind ein Hilfsmittel, um Gesundheitsziele auf mehreren Ebenen besser, schneller und wirksamer zu erreichen.
Wie Eric Sutherland, Senior Health Economist bei der OECD, ausführte, kann AI auf einer individuellen Ebene bei folgenden Self Care Aktivitäten hilfreich sein:
- Behandlung von Krankheiten
- Aneignen von Gesundheitswissen
- Erstellen von Diagnosen
- Erreichen von Therapiezielen
Um die Vorteile von Tools der künstlichen Intelligenz allen zugänglich zu machen, sei es erforderlich, in die AI-Forschung zu investieren und solide Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine sichere und vertrauenswürdige Nutzung der Technologie ermöglichen.
AI im IGEPHA-Podcast
Wussten Sie, dass die aktuelle Staffel des IGEPHA Podcasts „IGEPHA im Gespräch“ dem Thema „AI in der Self Care“ gewidmet ist? Einer meiner Podcast-Gäste war Eric Sutherland.
Hier gibt es alle Episoden zum Nachhören: https://igepha.at/podcasts/
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