Neue EU-Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe: Industrie fordert Transparenz und wissenschaftliche Fundierung

Die Europäische Kommission (EK) bereitet die Einführung von Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln vor. Während das Modell zur Festlegung dieser Höchstmengen seit 2021 in einer Arbeitsgruppe der Mitgliedstaaten entwickelt wird, wurde die Industrie bisher nicht in den Prozess einbezogen. Dies führt zu massiver Kritik seitens der Hersteller, die mangelnde Transparenz, fehlende Konsultationen und erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen befürchten.

Kritikpunkte: Keine Transparenz und keine wissenschaftliche Evidenz

  • Mangel an Transparenz: Seit über zwei Jahren entwickelt die EK ein Modell zur Festlegung der Höchstmengen, ohne die Industrie einzubinden. Es gab keine offizielle Anhörung oder Konsultation, und die Mitgliedstaaten wurden angewiesen, nicht mit der Branche zu kommunizieren.
  • Keine wissenschaftliche Grundlage: Das vorgeschlagene Modell geht von einem unrealistisch hohen Verbrauch aus – es wird angenommen, dass Verbraucher über ihre gesamte Lebenszeit täglich die maximal mögliche Menge an Vitaminen und Mineralstoffen aus allen verfügbaren Quellen aufnehmen. Dieses Worst-Case-Szenario widerspricht den tatsächlichen Ernährungsmustern und gängigen wissenschaftlichen Risikobewertungen.
  • Unrealistische Berechnungsgrundlage: Die Höchstmengen orientieren sich an den höchsten Verbrauchswerten einzelner Länder, ohne eine Durchschnittsbetrachtung vorzunehmen. Zudem wird eine 50:50-Aufteilung zwischen angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln angesetzt, obwohl es dafür keine wissenschaftliche oder regulatorische Basis gibt.

Massive Auswirkungen auf die Branche und Verbraucher

Sollten die geplanten Höchstmengen umgesetzt werden, könnten 50–100 % der derzeit auf dem Markt befindlichen Produkte betroffen sein. Hersteller müssten Rezepturen anpassen, Etiketten ändern oder ganze Produktlinien einstellen. Dies hätte weitreichende Folgen:

  • Einschränkung des Angebots: Viele bewährte Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte Lebensmittel könnten in ihrer bisherigen Form nicht mehr verkauft werden.
  • Negative Auswirkungen auf die Ernährung: Besonders betroffene Gruppen wie Schwangere, Sportler oder ältere Menschen könnten nicht mehr ausreichend mit bestimmten Nährstoffen versorgt werden.
  • Verlagerung der Produktion: Um internationale Wettbewerbsnachteile zu vermeiden, könnten Unternehmen ihre Produktion außerhalb der EU verlagern oder Verbraucher dazu übergehen, Produkte aus Nicht-EU-Ländern zu beziehen.

Unsere Forderungen

Wir fordern die Europäische Kommission auf, den aktuellen Entwurf zu überarbeiten und die betroffenen Interessengruppen in den Entscheidungsprozess einzubinden. Konkret wird verlangt:

  • Eine umfassende Konsultation mit Industrievertretern und Experten
  • Eine wissenschaftlich fundierte Risikobewertung, die sich an tatsächlichen Verbrauchsmustern orientiert
  • Eine harmonisierte Regelung, die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen erhält
  • Eine angemessene Übergangsfrist, um Reformulierungen und notwendige Tests durchzuführen